Kultur

SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT PRÄSENTIERT JEAN-MICHEL BASQUIAT

BOOM FOR REAL


(Quelle: Artestar, New York)
Untitled (Crown), 1982
(Quelle: VG Bild-Kunst Bonn, 2018 & The Estate of Basquiat)
GDN - Jean-Michel Basquiat zählt zu den bedeutendsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Mehr als 30 Jahre nach seiner letzten Einzelpräsentation in einer öffentlichen Sammlung in Deutschland widmet die Schirn Kunsthalle dem Werk des USamerikanischen Künstlers vom 16. Februar bis 27. Mai eine Ausstellung.
Im New York der 1970er- und 1980er-Jahre hinterließ Basquiat mit seinem Klassenkameraden Al Diaz unter dem Pseudonym SAMO© poetisch-konzeptuelle Graffitis auf Häuserwänden, collagierte Baseball- und Postkarten, malte auf Kleidung, Türen, Möbeln, riesigen Leinwänden und allem, was ihn umgab. Basquiat arbeitete mit vielen Künstlerinnen und Künstlern zusammen, u. a. mit Andy Warhol und Keith Haring. Er spielte in dem Film New York Beat mit Blondies Sängerin Debbie Harry und trat zusammen mit seiner experimentellen Band Gray auf. Er entwickelte Wandbilder und Installationen für New Yorker Clubs wie Area und Palladium und produzierte gemeinsam mit K-Rob und Rammellzee die Hip-Hop-Platte Beat Bop.
Basquiat and Keith Haring at Whitney Museum, 1987
Quelle: George Hirose, 1987
Aus dieser sich im Lower Manhattan versammelnden Kreativszene des Post-Punk-Undergrounds heraus eroberte Basquiat die Kunstwelt und erhielt 1982 als bis dahin jüngster Teilnehmer in der Geschichte der documenta internationale Anerkennung. Seine Bilder hingen neben Werken von Joseph Beuys, Anselm Kiefer, Gerhard Richter und Cy Twombly. Basquiats lebendige, rohe Bilderwelt entspringt einer Belesenheit, die sich in großen Schrift- und Textfragmenten durch das gesamte Werk zieht. Sie zeugt von seinen enzyklopädischen Interessen und seiner Erfahrung als junger Künstler ohne akademische Ausbildung.
Basquiat pflegte einen spielerischen Umgang mit Sprache, liebte den Rhythmus und die Wiederholung von Worten, das Sampeln und Scratchen. Er rebellierte mit Worten, Wortmutationen und Auslöschungen gegen die politische Gleichgültigkeit - seine einzigartige Malerei richtet sich gegen Ausbeutung, Konsumwahn, Unterdrückung, Rassismus und Polizeigewalt.
Die Ausstellung in der Schirn zeichnet Basquiats künstlerischen Weg von den Anfängen bis zu seinem frühen Tod im Alter von 27 Jahren nach. Unterschiedliche Aspekte wie die Rolle von SAMO© und der Einfluss der New Yorker Downtown-Szene auf Basquiats künstlerische Entwicklung oder die Bedeutung seiner interdisziplinären Kunstproduktion werden in der Ausstellung diskutiert. Die Schirn hat hierfür herausragende Gemälde, Zeichnungen, Notizbücher und Objekte von Basquiat aus öffentlichen wie privaten Sammlungen sowie seltene Filme, Fotografien, Musik und Archivmaterial versammelt. Die Vielfalt und Dynamik des Ausnahmekünstlers wird so eindrücklich sichtbar.
Jean-Michel Basquiat at Area, New York, 1984
Quelle: Jennifer Goode
“Die Mythisierung von Jean-Michel Basquiat überwiegt noch immer die wissenschaftliche Betrachtung seiner künstlerischen Arbeit. Und häufig wird auch der historisch-kulturelle Kontext unterschlagen, in dem seine außergewöhnlichen Werke entstanden. Die Ausstellung “Basquiat - Boom For Real“ setzt an diesem Punkt an, macht die Vitalität und Vielseitigkeit des gesamten Werks sichtbar und erzählt von den zahlreichen Einflüssen. Denn Basquiats Kunst ist mit dem Leben verbunden: Gesellschaftliche, politische und kunsthistorische Themen fließen in seinen Arbeiten ineinander. Es ist ein Mix, der die Grenzen der Disziplinen wie auch die seiner eigenen Identität auflöst“, so Dr. Philipp Demandt, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt.
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