Kultur

documenta 14-Kunstwerk soll bleiben - Spendenaktion für Obelisk

Ankauf für 600.000 Euro


Der Obelisk auf dem Königsplatz (Quelle: heldmann.photography)
Im Sommer ein beliebter Treffpunkt
(Quelle: heldmann.photography)
GDN - Neben dem Parthenon der verbotenen Bücher war der Obelisk von Olu Oguibe eines der spektakulären und beliebtesten Außenkunstwerke der letztjährigen Documenta in Kassel. Der Künstler, die Stadt und viele Bürger möchten ihn in der documenta-Stadt behalten. Dafür wird jetzt um Spenden geworben.
Inschrift auf vier Sprachen
Quelle: heldmann.photography
“Ich war ein Fremdling und ihr habt mich beherbergt“, ein Zitat aus dem Matthäus-Evangelium, steht als humanistische Botschaft in den Sprachen Deutsch, Englisch, Türkisch und Arabisch in goldenen Lettern auf dem 16,20 Meter hohen Obelisken auf dem Königsplatz. Es ist eine Arbeit von Olu Oguibe, der sich in seiner Kunst immer wieder in unterschiedlicher Weise mit Flucht und Migration beschäftigt und den Obelisken für die documenta 14 in Kassel geschaffen hat. Viele Bürgerinnen und Bürger haben den Wunsch geäußert, der Obelisk möge in Kassel verbleiben. Die Stadt Kassel hat dies zum Anlass genommen, mit dem Künstler Olu Oguibe eine gemeinsame Spendenaktion vorzubereiten, um die Arbeit als dauerhaftes Außenkunstwerk für Kassel zu erwerben und zu erhalten. Die Arbeit würde damit in einer Reihe von inzwischen sechzehn Installationen stehen, die seit 1977 in Kassel im städtischen Raum repräsentativ von vergangenen documenta-Ausstellungen zeugen.
Oguibe und d14-Leiter Szymczyk
Quelle: heldmann.photography
Neu ist in diesem Fall der gemeinsame Spendenaufruf der Stadt Kassel mit dem Künstler, um die Ankaufsumme von insgesamt 600 000 Euro aufzubringen. Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, sich mit ihren Spenden am Erhalt des Obelisken in Kassel zu beteiligen und damit den Verbleib des Obelisken in Kassel zu ermöglichen. Zu dem im Obelisk-Kunstwerk realisierten Anliegen erklärte Olu Oguibe: "Der Obelisk wurde ausdrücklich für Kassel und für den öffentlichen Platz angefertigt, auf dem er steht. Hintergrund ist nicht die Politik, sondern die Geschichte der Stadt als einladender Ort sowie die einfachen, von allen anzustrebenden menschlichen Werte. Gastfreundschaft und Dankbarkeit sind keine politischen Themen. Der Obelisk ist gleichzeitig ein einzigartiges Kunstwerk und eine zusätzliche Bereicherung für das kulturelle Erbe der documenta-Stadt und die täglichen sozialen Interaktionen ihrer Bürger. Dieses Werk ähnelt keinem anderen, das in der jüngsten Vergangenheit nach Kassel gekommen ist." Und hinsichtlich der Reaktionen aus seine Arbeit führte es aus: "Ich fühle mich geehrt, dass es viele auf einer tiefen, menschlichen Ebene berührt hat. Ich bin auch darüber sehr glücklich, dass sich die Mehrheit mit Nachdruck für sein Bleiben in der Stadt ausgesprochen hat, und ich teile selbstverständlich diesen Wunsch. Seit dem Ende der documenta haben andere Städte, auch Nachbarstädte in der Region, den Wunsch geäußert, den Obelisken zu erwerben, aber ich habe immer darauf bestanden, dass der Obelisk für die Kasseler und den Königsplatz gemacht wurde. Jetzt müssen wir die Ressourcen zusammenlegen. Ich ermutige alle, ihr Bestes zu geben und uns dabei zu helfen, das Nötige zu tun, um den Obelisken in Kassel zu halten."
Susanne Völker und Olu Oguibe
Quelle: heldmann.photography
Kassels Kulturdezernentin Susanne Völker würdigt das Kunstwerk und seine Wirkungsweise in Kassel: "Jede documenta hinterlässt ihre Spuren im Bewusstsein der Menschen ebenso wie im Stadtbild Kassels. Die documenta 14 war geprägt von einem politischen kuratorischen Konzept, das bewusst globale Fragen des Zeitgeschehens in den Fokus genommen hat. Vor diesem Hintergrund wurde auch der Obelisk des New Yorker Künstlers Olu Oguibe als Arbeit der d14 mit dem Arnold Bode Preis ausgezeichnet. Die Arbeit bezieht sich auf die Thematiken von Flucht und Exil und setzt sie mit ihrer humanistischen Botschaft “šIch war ein Fremdling und ihr habt mich beherbergt“˜ spannungsreich in Beziehung zur Kasseler Stadtbevölkerung, Gästen und Angekommenen in unserer Stadt. Dabei ist er bewusst kein zentral platziertes Herrschaftssymbol, sondern ein Symbol und Ort inmitten der Geschäftigkeit." Gleichzeitig wies sie darauf hin, dass eine von der Stadt Kassel eingesetzte Ankaufskommission nach jeder documenta zwar repräsentative Kunstwerke für die Städtische Sammlung zum Ankauf vorschlägt, nicht jedoch Außenkunstwerke. Auch in der Vergangenheit konnten diese Werke erst durch das Engagement und die Unterstützung aus der Bevölkerung und durch Kasseler Unternehmen ermöglicht werden. "Viele Menschen haben sich für den Obelisken stark gemacht. Der Obelisk von Olu Oguibe ist ein für die documenta14 repräsentatives und preisgekröntes Kunstwerk, das sowohl viel persönlichen Zuspruch und Aufmerksamkeit als auch politische Auseinandersetzung erfahren hat. Das rechtfertigt in mehrfacher Hinsicht die Bemühungen um einen Verbleib des Obelisken in Kassel."
Ob der Obelisk hier bleiben wird?
Quelle: heldmann.photography
Wie Kulturdezernentin Völker erläuterte, sieht die Vereinbarung mit Olu Oguibe auch die Möglichkeit vor, dass das Spendenziel nicht erreicht wird. Für diese Variante wird es nach einer Laufzeit von drei Monaten dem Künstler überlassen, ob er die dann erreichte Summe als Kaufpreis akzeptieren möchte. "Sollte dies nicht der Fall sein und der Obelisk somit nicht angekauft werden, erhalten alle Spenderinnen und Spender ihr Geld zurück. Olu Oguibe stellt sich damit ganz bewusst einer transparenten und bürgerschaftlichen Entscheidung zum Ankauf seines Kunstwerks", so Kulturdezernentin Völker. Die Spenden können auf folgendes Konto überwiesen werden: Kassel documenta Stadt IBAN: DE16 5205 0353 0000 0110 99 BIC: HELADEF1KAS Da in dieser Spendenaktion die Absicht besteht, dass im Fall des Nichtankaufs eine Rücküberweisung des gespendeten Betrags erfolgt, bitten wir um folgende Angaben: Spendenzweck: Obelisk sowie der Name des Spenders beziehungsweise der Firma und die genaue Anschrift.
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