Politik

Wer hat Angst vor PETA?

PR-Kampagne irritiert Tierschützer


PETA kills animals (Quelle: screenshot (http://www.petakillsanimals.com/))
PETA kills animals
(Quelle: screenshot (http://www.petakillsanimals.com/))
GDN - Mit dem Slogan "PETA tötet Tiere" versucht eine raffinierte PR-Kampagne die Tierrechtsorganisation PETA "auszuschalten". Nicht ganz ohne Erfolg - PETA kills animals kann bereits 87.358 Facebook-Follower verbuchen - im Namen des Tierschutzes. Zurück bleiben irritierte Tierschützer.
Ella! Das ist nicht etwa ein spanisch anmutender Song Madonnas, sondern die flinke Hundedame Ella, die sich fröhlich schnuppernd ihren Weg durch das Büro der Tierrechtsorganisation PETA (People for the Ethical Treatment of Animals) in Los Angeles bahnt. Dabei kann sie sich vor Streichelattacken der PETA-Mitarbeiter kaum retten. Dann aber muss sie rasch weiter, hoch zur Dachterrasse rennen. Welcher Hund genießt schon diese Aussicht und das Privileg, jeden Morgen mit Frauchen zur Arbeit zu dürfen? Das Youtube-Video “An Inside View of PETA's Office, With Ella“ ist ein sonniger Lichtblick unter den vielen Video-Posts, die nur traurige Wahrheiten über Tiere und deren Qualen offenlegen.
Dies sei sicherlich einer der weltweit sichersten Orte für einen Hund, kommentiert ein Youtube-Mitglied. Umso schockierender ist es da für Tierfreunde, die in Web-Suchmaschinen unter dem Stichwort PETA recherchieren und sehr schnell auf “PETAKillsAnimals.com“ stoßen. “PETA tötet Tiere“ heißt es da schlicht und desillusionierend.
In provokanten PR-Kampagnen zumindest stehen sich die Tierrechtsorganisation und ihre Gegner in nichts nach. “Lieber nackt als im Pelz“ modelten bereits Promis wie Alicia Silverstone, Elisabetta Canalis und Joanna Krupa für PETA-Aktionen, um auf die grausame Praxis der Tierhäutung aufmerksam zu machen.
Doch keine nackten Tatsachen wollen von Plakaten am Sunset Strip und New York`s Times Square die Blicke auf sich ziehen, sondern ein in breiten Lettern alarmierender “PETAKillsAnimals“-Print. Mit einer Petition ruft die Internetpräsenz dazu auf, das in Norfolk, im US-Bundesstaat Virginia betriebene und einzige Tierheim PETAs “als Schlachthof neu zu klassifizieren“ und PETA “auszuschalten“.
Die mittlerweile 87.358 follower bei facebook zählende Onlineplattform rollt ein bereits im Jahr 2007 abgeschlossenes Strafverfahren auf, in dem zwei PETA-Mitarbeiter in mehreren Fällen wegen Tierquälerei, der Aneignung von Eigentum unter falschem Vorwand und unlauterer Müllentsorgung angeklagt wurden, da sie Tierkadaver illegal in einen Abfallcontainer warfen. Alle Anklagen innerhalb dieses Verfahrens, bis auf die unsachgemäßer Müllentsorgung wurden fallen gelassen. Jedoch solle PETA im Jahr 2011 nahezu 96 Prozent ihrer Tiere, darunter Hunde und Katzen eingeschläfert haben. Von 1.992 Tieren wurden nur 24 adoptiert und 34 an andere Einrichtungen weitergeleitet.
Die von der Webseite veröffentlichten Originaldokumente demonstrieren einen ansteigenden Trend PETAs Euthanasie-Programms seit 1998. Ironischer könnte diese Verfehlung wohl kaum sein, wenn ein Tier eine sechsprozentige Chance haben soll, die nächsten 24 Stunden zu überleben, wie die Seite kalkuliert.

Leidet PETA USA an Realitätsverlust? Ist das die von ihr propagierte “totale Befreiung von Tieren“? Von der Welt größten und über drei Millionen Mitglieder zählenden Tierrechtsorganisation erwartet man anderes. Wahrheit oder Bluff? PETA räumt keine Fehler ein, bekennt öffentlich, ausschließlich kranke und nicht vermittelbare Tiere in Virginia auf humane Weise zu euthanasieren, die sonst einen grausamen Tod gefunden hätten.
Die hohe Euthanasierate in den USA “liegt an der Bevölkerungszahl und Dichte. In Los Angeles, z.B., werden ca. 30.000 Tiere pro Woche euthanasiert“, so Harald Ullmann, zweiter PETA-Vorsitzender. In Deutschland gäbe es zum Glück keine derartige Überpopulation an Hunden und Katzen, wie es in den USA der Fall sei, so Ullmann auf Anfrage. Verursacher dieser Überpopulation seien die Züchter und Betreiber von sog. Puppy mills, die unaufhörlich immer wieder junge Hunde und Katzen züchten, um daraus Profit zu schlagen.
CCF - Die aggressiven Konsumverfechter
Ist PETA doch nicht so heuchlerisch wie PETAKillsAnimals suggerieren will? Steckt gar ein raffinierter Schachzug der US-amerikanischen Genuss- und Ernährungsmittelindustrie dahinter, nach dem Motto “Krieg den Vegetariern und dem kalifornischen “Ernähre-Dich-gesund-Lifestyle“? Tatsache ist, der in Washington, D.C. ansässige Homepagebetreiber, das Center for Consumer Freedom (CCF), Zentrum für Verbraucherfreiheit, sorgt unter Tierschützern vor allem für Verunsicherung. Ein weniger oberflächlicher Blick hinter die Kulissen des CCF lässt wahrlich tief blicken, denn der Non-Profit-Organisation geht es als Interessenvertreter der Tabak-, Alkohol- und Junkfood-Industrie gerade darum - Profit.
So geht aus öffentlichen Whistleblower-Dokumenten eine Summe von insgesamt 2,950,000 USD hervor, welche das CCF (vormals: Guest Choice Network) seit seiner Gründung vom Tabak-Giganten Philip Morris erhalten haben soll. Im erbitterten Kampf für die Selbstbestimmung des spaß- und konsumorientierten Verbrauchers, wird das CCF u. a. von Hotel- und Restaurantketten sowie diversen Unternehmen, namentlich Pilgrim's Pride Corporation, Tyson Foods, Inc. und der Coca-Cola Company gesponsert. Ungeachtet der Tatsache, dass die US-Industrienation einen überdurchschnittlich hohen Prozentsatz Übergewichtiger aufweist, scheinen das CCF und seine Geldgeber diesen durchaus profitablen Negativ-Trend halten zu wollen.
Richard Berman, vorsitzender Direktor der hinter dem CCF stehenden PR-Agentur Berman & Company bekennt völlig ungeniert, die Authentizität bestimmter Organisationen öffentlich diskreditieren zu wollen. Offensive Strategie sei es, den messenger zu erschießen. Gäben Aktivisten-Pläne Grund zu alarmierender Beunruhigung, so müsse die Glaubwürdigkeit ihrer Sprecher angegriffen werden. Provozierter “Imageschaden“ wäre ein passendes Synonym. Zu den Adressaten seiner Kampfansage gehört auch PETA - Tierschutz und Fleischindustrie passen eben schwer zusammen.
Attackiert werden bevorzugt Organisationen, die basierend auf wissenschaftlichen Studien vor Gesundheitsrisiken des Rauchens, Pestizidverseuchter Lebensmittel und spezifischen Nahrungsmittelkonsums warnen. Zahlreiche Gesundheitsbehörden, Verbraucherschutzorganisationen, Anti-Alkohol- und -Tierversuchs-Kampagnen stehen auf der No-Go Liste der erklärten Konsumverfechter (Darunter u. a.: Alliance of American Insurers, American Medical Association, Center for Food Safety, Center for Media & Democracy, Center for Science in the Public Interest (CSPI), Mothers against Drunk Driving (MADD), Humane Society of the United States).
So forciert das CCF auch Webseiten wie AnimalScam.com, die vor radikalen Tierschützern warnt; FishScam.com, welche die Gefahren von Quecksilber in Fisch, auch für Schwangere herunterspielt; ObesityMyths.com, die mit den angeblichen Vorurteilen gesundheitsriskanter Fettleibigkeit aufräumt; oder ActivistCash.com, die Sponsoren von “Anti-Konsum-Aktivisten“ veröffentlicht, indessen das CCF selbst nicht dazu verpflichtet ist, seine offen zu legen.
Während Verbraucherorganisationen schlicht als “Food police“ deklariert werden, bezeichnete Promi-Lobbyist Berman den Vorschlag des ehemaligen New Yorker Bürgermeisters Rudy Giuliani, Autos von Verurteilten wegen Trunkenheit am Steuer zu konfiszieren, schlicht als “Autodiebstahl“. Die hohe Kunst der Desinformation könnte kaum irreführender betrieben werden. Unterm Strich ist PETAkillsAnimals wohl nicht mehr und nicht weniger als eine raffinierte PR-Kampagne der Fleisch- und Tabak-Industrie - im Namen des Tierschutzes.
PETA, der Sündenbock?
Und PETA? In kostenlosen Kastrationsprogrammen wird versucht, die Überpopulation an Tieren einzudämmen. So konnten seit 2001 bereits über 61.000 Tiere in mobilen Kliniken von PETA USA kastriert werden. Dies zahlt sich vor allem in den ärmeren Gegenden von North Carolina mit den höchsten Euthanasie-Raten der USA aus. Bervor PETA einschritt, herrschten in den dort ansässigen Tierheimen katastrophale Zustände. Zahlreiche Fälle von Tierquälerei, ungeschultem Tierschutzpersonal und hygienisch unzumutbaren Bedingungen veranlassten die Tierrechtler einzugreifen und die Kosten allein zu tragen. Für viele Hunde allerdings kam jede Hilfe zu spät.
So erlösten die Tierschützer beispielsweise Santana, der so schwere Gesichtsverletzungen gehabt haben soll, dass sein Kiefer ausgerissen nur noch herunter hing, oder einen Hund, der unter fortgeschrittenem Krebs litt, wodurch sein Gehirn zum Vorschein trat. Ingrid Newkirk, PETA-Vorsitzende kann nicht begreifen, “wie manche Menschen nicht sehen können, dass es einen riesigen Unterschied macht, ob man ein Tier aus Mitgefühl einschläfert - weil es alt, verletzt, krank ist und leidet oder bereits im Sterben liegt [...] oder ob man ihm Schmerz, Angst und einen langsamen Tod verursacht.“
Daher hat sie es sich zur Mission gemacht, Tiere, denen nur noch die Gaskammer bevorsteht, mit der schmerzfreien Injektion von Natrium-Pentobarbital auf humane Weise einzuschläfern. Das mag heuchlerisch klingen und paradox erscheinen, ist aber würdevoller für ein Tier als von einem kompetenzlosen Tierheimwärter in North Carolina krank, verwahrlost, ausgehungert und gequält erschossen oder vergast zu werden. Und während PETAweiterhin den Sündenbock spielt, blendet inmitten der Amüsiermeile am Sunset-Boulevard, unschuldig zwischen Steakhäusern, Bar-Ketten und Boutiquen ein Plakat in der Sonne: PETAKillsAnimals - welch ein SKANDAL!

weitere Informationen: https://www.youtube.com/watch?v=ysMETgyjLqg

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