News

Neues Sexualstrafrecht: Richter erwarten Probleme in der Praxis

Das Strafgesetzbuch in einer Bibliothek
(Quelle: über dts Nachrichtenagentur)
GDN - Die am Donnerstag vom Bundestag beschlossene Reform des Sexualstrafrechts wird nach Ansicht des Deutschen Richterbundes zu beträchtlichen Problemen in der Praxis führen. Zwar begrüße er das Ziel, den Schutz der sexuellen Selbstbestimmung zu stärken, sagte der Verbandsvorsitzende Jens Gnisa in einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag).
Aber: "Die Öffentlichkeit muss sich bewusst sein, dass die Reform nicht zu einem signifikanten Anstieg der Verurteilungen führen dürfte." Solche Verfahren, bei denen künftig ein "Nein" des Opfers für eine Bestrafung eines Sexualtäters ausreichen soll, seien kompliziert. "Diese Prozesse werden in der Regel schwierig zu führen sein, weil Aussage gegen Aussage steht und es keine weiteren Indizien gibt", sagte Gnisa. Der Vorsitzende des Richterbundes kritisierte, dass "das Gesetz überstürzt verabschiedet worden ist, so dass erhebliche Probleme bei der Anwendung der neuen Vorschriften gerade in diesem sensiblen Gebiet des Strafrechts zu befürchten sind". Die Tatbestände seien unzureichend aufeinander abgestimmt. Gnisa kritisierte: "Hier ist offensichtlich Schnelligkeit vor Sorgfalt gegangen, weil die Reform unbedingt noch vor der Sommerpause verabschiedet werden sollte." Der Richterbund rechnet allerdings nicht damit, dass es infolge der Reform vermehrt zu falschen Beschuldigungen wegen sexueller Übergriffe kommen wird. "Der Anteil vorsätzlicher Falschbezichtigungen ist bei Sexualstraftaten mit drei bis zehn Prozent ohnehin relativ gering", so Gnisa. Der Deutsche Richterbund (DRB) ist der Berufsverband der Richter und Staatsanwälte in Deutschland mit mehr als 16.000 Mitgliedern.
Für den Artikel ist der Verfasser verantwortlich, dem auch das Urheberrecht obliegt. Redaktionelle Inhalte von GDN können auf anderen Webseiten zitiert werden, wenn das Zitat maximal 5% des Gesamt-Textes ausmacht, als solches gekennzeichnet ist und die Quelle benannt (verlinkt) wird.