Vermischtes

Drohnenüberflüge bedrohen AKW-Sicherheit

Kurzstudie geht von einer Gefahr aus


Bildmontage (Quelle: Roland Kreisel)
GDN - Wie eine aktuelle Kurzstudie der Diplom-Physikerin Oda Becker belegt, stellen Flüge mit unbemannten Drohnen über französischen Atomanlagen eine ernstliche Gefährdung der Sicherheit in Frankreich, Deutschland und die angrenzenden europäischen Länder dar.
Die Studie “Gefahr aus der Luft - Drohnenüberflüge bedrohen AKW“, wurde diese Woche von Greenpeace veröffentlicht. Es handelt sich hierbei um eine Risikoanalyse am Beispiel französischer AKW: Es wird aufgezeigt, welche nukleare Gefahren mit diesen Überflügen verbunden sein können.

Seit einiger Zeit wurden über verschiedenen Atomanlagen in Frankreich Drohnen beobachtet. Den Behörden ist es nicht gelungen, die Hintergründe aufzudecken oder die Überflüge zu verhindern. Das offenbart eine neue Sicherheitslücke bei Atomanlagen.
Auch wenn der französischen Atomaufsicht und der AKW-Betreiber Electricité de France (EdF) bekunden, dass keine Gefahr besteht, kann oder muss man von den aktuell ungeklärten Drohnenflügen über Atomanlagen in Frankreich von einer Gefahr ausgehen.

Speziell besorgniserregend ist das Unvermögen der Sicherheitsbehörden, die Verantwortlichen zu finden oder die Flüge selbst zu verhindern. “Die überalterten Atomanlagen müssen abgeschaltet werden bis die Hintergründe der Drohnenüberflüge geklärt sind“, verlangt Heinz Smital, Kernphysiker und Atomexperte von Greenpeace. “Die Anlagen sind absolut unzureichend gegen Angriffe gesichert. Die Bevölkerung wird nicht ausreichend informiert.“
Die Risikoanalyse geht von der Annahme aus, dass eine kriminell motivierte Gruppe hinter den Drohnenüberflügen der letzten zwei Monate in Frankreich stecken könnte. Die Autorin untersucht, ob Angriffsszenarien unter Beteiligung der Drohnen denkbar sind und ob in ihrer Folge ein schwerer Unfall mit hohen radioaktiven Freisetzungen eintreten könnte. Das Ergebnis: Der Aufprall einiger mit Sprengstoff beladener Drohnen kann einen Unfall mit radioaktiver Freisetzung auslösen.
Drohnen können darüber hinaus Innentäter z.B. mit der Lieferung von Sprengstoff aus der Luft unterstützen. Auch andere bekannte Szenarien wie den Beschuss mit panzerbrechenden Waffen können Drohnen ermöglichen. Ein mögliches Ziel bieten die ungenügend gesicherten Lagergebäude für abgebrannte Brennelemente. Kurzfristige Maßnahmen, ein Atomkraftwerk gegen solche Anschläge zu schützen, existieren nicht. Bei einem schweren Kernschmelzunfall mit hoher radioaktiver Freisetzung bliebe für die erforderliche Evakuierung der Bevölkerung vermutlich zu wenig Zeit.
Die überalterten AKW Fessenheim, Gravelines und Cattenom sind aufgrund mangelnder Auslegung und besonderer Störanfälligkeit besonders gefährdet. “Es ist offensichtlich, dass die Sicherheitsbehörden diese Flüge weder aufklären noch verhindern können. Das beunruhigt mich sehr“, sagt Heinz Smital.

Seit Mitte September erregen Überflüge unbemannter Flugobjekte über französische Atomanlagen die Aufmerksamkeit von Behörden und Öffentlichkeit. Seitdem wurden mehr als 30 Flüge über 19 Standorte gesichtet. Unter ihnen sind auch die Atomkraftwerke in Fessenheim und Cattenom nahe der deutschen Grenze. Bisher ist völlig unklar, wer die Flüge veranlasst hat und steuert sowie deren Zweck.
Für den Artikel ist der Verfasser verantwortlich, dem auch das Urheberrecht obliegt. Redaktionelle Inhalte von GDN können auf anderen Webseiten zitiert werden, wenn das Zitat maximal 5% des Gesamt-Textes ausmacht, als solches gekennzeichnet ist und die Quelle benannt (verlinkt) wird.